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Sachlage: Wasserstoff wird als eine wichtige Lösung zur Erreichung der Pariser Klimaziele diskutiert. Die Gründe liegen auf der Hand: Es handelt sich um einen sauberen Brennstoff, der Ausgangsstoff und Reagenzmittel für viele energieintensive Prozesse und Transportdienstleistungen sein kann. Wie dynamisch sich die Nachfrage bis zum Jahr 2050 gestaltet, hängt jedoch entscheidend davon ab, wie sich ergänzende Technologien – etwa Energieeffizienz, Elektrifizierung, Kohlenstoffabscheidung und Wasserstofftechnologien selbst – entwickeln und wie Wasserstoff zu den wichtigen Produktionsstätten und den Verbrauchsstellen transportiert werden kann. Im Sommer des Jahres 2021 hat sich auf Initiative der IHK Aachen der HydrogenHub Aachen gegründet. Daran beteiligt sind neben den Gebietskörperschaften der Region Aachen verschiedene Unternehmen und weitere regionale Akteure, um die Region Aachen als Wasserstoff-Modellregion auszubauen. Hierbei geht es um den erfolgreichen Aufbau von Wasserstoff-Wertschöpfungsketten über alle Produktionsstufen hinweg. Die IHK Aachen koordiniert die Aktivitäten. Unterstützt wird sie dabei von der AGITmbH. Ziele der Kooperation sind unter anderem, Wertschöpfung vor Ort zu generieren, neue Arbeitsplätze zu schaffen und zu einem nachhaltigen Hotspot der deutschen Wasserstoff-Wirtschaft zu werden. Wie der Anlage 1 zu entnehmen ist, gibt es deutschlandweit eine Vielzahl unterschiedlicher regionaler Wasserstoff-Initiativen, so dass es einerseits wichtig ist die Region Aachen hier gut zu positionieren und andererseits die Vorteile, die vor allem die enge Kooperation der Region zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung bietet, zu nutzen. Hier kann – neben der Umsetzung erster Projekte, insb. im Kreis Düren, die Arbeit des in Jülich angesiedelten Helmholtz-Cluster-Wasserstoff einen herausragenden Beitrag leisten. Das Cluster Wasserstoff HC-H2 soll wesentliche Impulse setzen, um das Rheinische Revier zur Wasserstoff-Modellregion zu entwickeln. Das BMBF fördert das großangelegte Innovationscluster bis 2038 mit 860 Millionen Euro. Das HC-H2 wird innovative Technologien für die Produktion, Logistik und Nutzung von grünem Wasserstoff erforschen, entwickeln und großskalig demonstrieren. Im Zentrum stehen Technologien, die auf bereits existierende oder schnell und günstig installierbare Infrastrukturen für die Lagerung und den Transport von Wasserstoff zurückgreifen. Dies soll die effiziente Umsetzung im großen Maßstab ermöglichen. Daher konzentriert sich das HC-H2 auf Wasserstoffträger, die sich ähnlich wie konventionelle Brennstoffe handhaben lassen. Wasserstoff kann beispielsweise chemisch in Form von Methanol oder anderen Alkoholen sowie Ammoniak gespeichert, oder mittels der LOHC-Technologie an organische Trägerflüssigkeiten gebunden werden.
Der erfolgreiche Ausbau von Wasserstoff-Wertschöpfungsketten erfordert grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Als unmittelbare Nachbarn sind Nordrhein-Westfalen und die Niederlande unverzichtbare Partner bei der Förderung des Aufbaus einer grünen Wasserstoff-Infrastruktur. Der Aufbau einer gemeinsamen Infrastruktur im Rahmen des sog. Projekt Delta Corridor konzentriert sich dabei auf die Erzeugung von grünem Wasserstoff, den Einsatz in der Binnenschifffahrt und anderen Mobilitätsnetzen. Der Transport soll über die grenzüberschreitende Pipeline-Infrastruktur zu energieintensiven Industrien auf beiden Seiten der Grenze erfolgen. Gleichzeitig entstehen interessante Initiativen für die regionale Erzeugung und Nutzung von grünem Wasserstoff in Gewerbe und Industrie. Der Hafenbetrieb Rotterdam hat im Jahr 2021 eine Machbarkeitsstudie für den Bau einer neuen Pipelineverbindung nach Deutschland erstellen lassen, die von verschiedenen niederländischen Ministerien und Chemelot finanziert wurde. Die die dort vorgeschlagene Pipelineführung mit dem Namen „Delta Corridor“ soll vor allem Wasserstoff transportieren und dezentral Nutzer in den Niederlanden und Deutschland versorgen. Vorgeschlagen wird der Bau von vier geplanten Pipelines, die als Bündel u.a. Wasserstoff zum Chemiestandort Chemelot in Geleen (NL) transportieren sollen. Auf die Dringlichkeit des geplanten Projektes wurde ebenfalls in der Studie hingewiesen. Eine mögliche Verlängerung der Pipeline nach NRW sorgt dafür, dass deutlich mehr industrielle Verbraucher an die Pipeline angeschlossen werden können. Dies wäre gerade für Region Aachen wirtschaftlich sehr vorteilhaft, da verschiedene große Industriebetriebe (so plant St. Gobain die Produktion in Herzogenrath auf Wasserstoff umzustellen, RWE plant – wie der Presse zu entnehmen war - den Umbau des Kraftwerks Weisweiler auf Wasserstoff-Basis) hiervon profitieren würden. Vom Hafen Rotterdam liegt eine Anfrage bzgl. der möglichen Abnahmemengen für Deutschland bei der Stadsregio Parkstad Limburg vor. Diese Daten wurden bisher nicht ermittelt, sind aber die Grundlage für die weitere mögliche Zusammenarbeit. Herr Peter Bertholet, Direktor Parkstad Limburg, wird in der Sitzung die Details vorstellen.
Beschlussempfehlung: Der Ausschuss für (eu)regionale Wirtschaft, Strukturentwicklung und Gesundheit des Region Aachen Zweckverband empfiehlt der Verbandsversammlung folgendes zu beschließen: Die Verbandsversammlung des Region Aachen Zweckverband unterstützt die Erstellung einer fundierten Datengrundlage zur Abschätzung des möglichen Wasserstoffbedarfs der Unternehmen der Region Aachen. Hierzu wird die Geschäftsstelle beauftragt, gemeinsam mit der IHK Aachen und der AGITmbH eine entsprechende Datengrundlage erstellen zulassen und diese der Provinz NL-Limburg und der Parkstadt zur Verfügung zu stellen. Falls möglich, sind die bisher erhobenen Daten der Mitgliedsfirmen der IHK Aachen hierfür heranzuziehen.
Personelle Auswirkungen: Anteilige Sach- und Personalkosten.
Finanzielle Auswirkungen: Im aktuellen Haushalt sichergestellt.
Anlage/n: 3
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