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Auszug - Bericht der Agenturen für Arbeit zur regionalen Arbeits- und Ausbildungsmarktlage  

 
 
SI/2023/108 Ordentliche Sitzung des Ausschusses für (eu)regionale Arbeit, Fachkräftesicherung, Bildungs- und Wissensregion
TOP: Ö 3
Gremium: Ausschuss für (eu)regionale Arbeit, Fachkräftesicherung, Bildungs- und Wissensregion Beschlussart: ungeändert beschlossen
Datum: Do, 09.03.2023 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 16:00 - 18:04 Anlass: Ordentliche Sitzung
Raum: Kreisverwaltung Heinsberg
Ort: Kreisverwaltung Heinsberg
2023/014 Bericht der Agenturen für Arbeit zur regionalen Arbeits- und Ausbildungsmarktlage
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Standardvorlage
Federführend:Arbeit, Bildungs- und Wissensregion Bearbeiter/-in: Cieminski, Ute
 
Beschluss


Kenntnisnahme

 

Herr Käser (Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Aachen-Düren) sowie Herr Holtkötter (Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Brühl) berichten zur regionalen Arbeitsmarkt- und Ausbildungslage in der Region. Die Präsentationsfolien werden mit dem Protokoll versandt.

Die Arbeitsmarktlage in den Einzugsgebieten der Agentur Aachen-Düren sowie Brühl

weisen viele Ähnlichkeiten auf und haben sich mit den zu erwartenden saisonalen Schwankungen gut entwickelt. Laut Herrn Käser sei der Arbeitsmarkt insgesamt stabil, trotz der wirtschaftlichen schwierigen Situationen. So sei die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten noch nie auf einem so hohen Stand gewesen wie aktuell. Als Grund nannte er, dass viele Arbeitgeber*innen ihre Beschäftigten halten und sich die Unternehmen für geringer qualifizierte Arbeitskräfte geöffnet haben.

Mit Blick auf den Ausbildungsmarkt gäbe es nach wie vor einen Bewerbermarkt, d.h. es gebe mehr Ausbildungsstellen als Bewerber*innen.

Herr Holtkötter ergänzt für den Agenturbereich Brühl. Es gebe einige Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede, sowohl bei der Beschäftigungssituation als auch auf dem Ausbildungsmarkt. Insgesamt sei der Arbeitsmarkt nach wie vor robust und stabil. Auch hier gebe es noch nie so viele Beschäftigte wie bisher. Auffällig auf dem Arbeitsmarkt sei eine sehr starke Konzentration auf das Gesundheits- und Sozialwesen und das verarbeitende Gewerbe.

Beim Ausbildungsmarkt gebe es eine Steigerung der Schulabgänger*innen, bei einer rückläufigen Zahl der Schüler*innen im Kreis Euskirchen, die eine Hochschulreife erlangt hätten. Somit stände ein größeres Potenzial zur Verfügung, das tendenziell für eine duale Ausbildung in Frage käme. Noch nie wäre es für einen Jugendlichen so einfach seinen Traumjob in der Ausbildung zu finden, so Herr Holtkötter. Dennoch gebe es zu wenig Bewerber*innen. Dies läge auch an der Orientierungslosigkeit vieler Jugendlicher aufgrund der Vielfalt der Ausbildungsberufe.

Herr Holtkötter weist darauf hin, dass die Agentur eine ganze Reihe von Jugendlichen verlöre, weil der Agentur keine Datenlage zu den Schulabgängern eines Jahrganges zur Verfügung stünden. Schüler*innen, die ohne Schulabschluss die Schule verließen, finden sich dann nicht im System und können nicht zeitnah unterstützt werden. Auf Nachfrage von Herr Bausch woran das liege, erläutert Herr Käser die Zuständigkeiten und die fehlende Transparenz. Herr Käser fordert dazu auf, an die Bundestagsabgeordneten ein klares Signal zu senden. Herr Bausch bittet die Verwaltung der Region Aachen darum, diesbezüglich ein Schreiben an die Mitglieder des Landes (MdL) und die Mitglieder des Bundes (MdB) zu versenden und hierin über die Problemlage, der notwendigen Kommunikation der Schulabgänger*innen-Daten, zu informieren. Hiermit nimmt der Zweckverband seine politische Aufgabe wahr.

Herr Spinrath fragt, ob es Veränderungen bei der Zahl der Langzeitarbeitslosen gebe. Herr Käser und Herr Holtkötter berichten von der schwierigen Lage, in der sich die regionalen Jobcenter bei der Umsetzung des Teilhabechancengesetzes (THCG) befinden. Das Gesetz zur Schaffung neuer Teilhabechancen für Langzeitarbeitslose auf dem allgemeinen und sozialen Arbeitsmarkt (Teilhabechancengesetz - 10. SGB II-ÄndG) wurde von der Bundesregierung zwar entfristet, allerdings fehle den Jobcentern aufgrund der Mittelkürzungen die finanzielle Ausstattung, um auch weiterhin Arbeitsplätze über dieses Instrument fördern zu können. Der Ausschuss erzielt Einigkeit darüber, dass die Region Aachen eine Resolution verfasst, die die Entkoppelung der Finanzierung von Eingliederungstiteln vom Regelhaushalt sowie eine bessere finanzielle Ausstattung der Jobcenter fordert. Die Regionalagentur wird hierzu in Abstimmung mit den Agenturen und Jobcentern der Region einen Vorschlag erarbeiten.

In diesem Zusammenhang weist Herr Käser auf die Teilzeitbeschäftigung von Frauen hin, die höher sei als bei den Männern. Ebenso der Anteil der Frauen bei den Minijobs. Hier gebe es noch viel Potenzial für den Arbeitsmarkt.

Auf Nachfrage von Herrn Lübben, wie es um die Situation der beruflichen Anerkennung von ukrainischen Kriegsflüchtlingen stehe, erläutert Herr Käser, dass diese seit dem 1. Juni im Regelfall beim Jobcenter in der Leistungsberechtigung seien. Wie qualifiziert diese für den Arbeitsmarkt seien, müsse in jedem Einzelfall betrachtet werden. Die ukrainischen Flüchtlinge seien sehr motiviert, allerdings fehle oft noch die Erkenntnis, dass es auf dem deutschen Arbeitsmarkt eines zertifizierten Abschlusses bedarf. Es seien vor allem Frauen mit Kindern. Daher sei das Thema der Kinderbetreuung ein wichtiger Faktor für die Integration in den Arbeitsmarkt. Die meisten Ukrainer*innen seien bis November 2022 noch nicht integriert worden. Die Auswirkung für die Region werde 2023, möglicherweise 2024 erst sichtbar. Wegen Qualifizierung und Anerkennung von Abschlüssen, wegen mangelnder Kapazitäten bei der Kinderbetreuung, wegen Sprachkursen, bei denen derzeit aufgrund einer begrenzten Anzahl an Plätzen regelrecht Stau herrsche.

Die Wichtigkeit und Dringlichkeit der flexiblen Anerkennung ausländischer beruflicher Abschlüsse wird von allen Teilnehmenden gesehen.